Montag, 2 Dezember 2024

Wo sich Stil und Komfort treffen: Ein Plädoyer für einen gesünderen Umgang mit Mode

by AdminGlowingMag
Cozy Home/shutterstock.com

Mode hat immer einen großen Stellenwert in meinem Leben gehabt. Ich war ständig auf der Jagd nach den neusten Trends und habe es geliebt, mich durch Kleidung auszudrücken. Doch anstatt mich selbst zu repräsentieren, habe ich mich dabei viel öfter verloren.

Wie sehr das an meinem Selbstwertgefühl genagt hat, wurde mir erst bewusst, als ich meine Einstellung änderte

Zwar hing mein Schrank voller stylischer Kleidungsstücke, wirklich widergespiegelt, wer ich bin, haben sie aber nicht. Vielmehr haben sie gezeigt, wer ich sein wollte: Eine modebewusste Trendsetterin, die die neusten Teile immer schon vor allen anderen hat und die genau weiß, was auf der Fashion Week in New York abging oder was man in Paris gerade so trug.

Da mein Körper aber keineswegs dem Ideal der Modewelt entsprach, sah an mir eben nicht alles so aus wie an den Models auf den Laufstegen dieser Welt oder an der klischeehaften Pariserin. Wie sehr das an meinem Selbstwertgefühl genagt hat, wurde mir erst bewusst, als ich meine Einstellung änderte und Kleidung kaufte, in der ich mich richtig wohlfühlte. Mit dem höheren Komfort kam dann auch ein gesteigertes Selbstbewusstsein.

Das Ziel lautete immer: Gut aussehen und möglichst trendy gekleidet sein

Lange war ich der Meinung, mein Körper müsse sich der Kleidung anpassen, damit die Jeans in Größe 36 aus einem der Fast-Fashion-Tempel unserer Zeit zugeht und bitte nicht kneift. Dass ich dabei immer meine eigenen Bedürfnisse vollkommen vernachlässigt habe, war mir viele Jahre nicht bewusst. Krampfhafte Abnehmversuche und Kleidung, die einfach nicht zu meinem Figurtyp passte oder in der ich mich nicht wohlgefühlt habe, gaben mir ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Anstatt mich in Kleider zu hüllen, die meinen Kurven schmeicheln, habe ich immer zu den Teilen gegriffen, die eben gerade in waren.

Damit das halbwegs gut aussah, zwängte ich meinen Bauch nicht selten in Shaping-Underwear und zwar auch im Sommer bei über 30 °C. Ich stolperte mit hohen Schuhen über Kopfsteinpflaster und trug Push-up-BHs, die selten bequem waren, aber ein eindrucksvolles Dekolleté zauberten. Das Ziel lautete immer: Gut aussehen und möglichst trendy gekleidet sein. Sexy wollte ich natürlich auch sein und ein bisschen ging es auch immer um den Vergleich mit anderen Frauen, bei dem ich natürlich möglichst gut abschneiden wollte.

Obwohl ich mir immer eingeredet hatte, dass mich meine Kleidung selbstbewusst machte, hat sie nur dazu geführt, dass ich mich schlechter gefühlt habe

Ein Date vor knapp drei Jahren brachte mich endlich zum Umdenken. Wir trafen uns in einem meiner Lieblingscafés, gingen danach noch in einen Irish Pub und landeten schließlich abends bei mir. Damit sich beim Hinsetzen keine Speckröllchen unter meinem eng anliegenden Kleid zeigten, hatte ich extra eine Strumpfhose mit Shaping-Effekt angezogen. Die sollte dafür sorgen, dass mein Bauch schön flach blieb. Es kam, wie es kommen musste: Wir landeten gemeinsam im Bett und als ich mich ein wenig beschämt wie eine Presswurst aus der Strumpfhose schälte, fragte er mich, ob das nicht furchtbar unbequem wäre.

Als ich mit einem achselzuckenden „Ja schon“ antwortete, sagte er mir, dass ich mich selbst nicht so quälen solle und niemand sich so einzwängen sollte, nur um gut auszusehen. Ich sähe doch auch nackt gut aus. Da bräuchte ich so eine Strumpfhose nicht. Auch wenn das jetzt so klingen mag, als hätte ich erst die Validierung durch einen Mann gebraucht, um mir bequemere Kleidung zu besorgen, war es vielmehr so, dass er einen Gedanken in meinem Kopf angestoßen hatte, den ich vorher nie gehabt hatte: Ich quälte mich selbst. Obwohl ich mir immer eingeredet hatte, dass mich meine Kleidung selbstbewusst machte, hat sie nur dazu geführt, dass ich mich schlechter gefühlt habe.

Ich habe begriffen, dass ich mich nicht quälen muss, um gut auszusehen

Heute bin ich immer noch gut gekleidet, ich gebe nur weniger auf die Meinungen anderer oder auf das, was gerade im Trend liegt. Wenn ich mir zum Beispiel eine neue Bluse kaufe, achte ich vor allem auf anschmiegsame Materialien, optimale Passformen und eine hohe Qualität. Natürlich soll das Kleidungsstück auch zu mir passen, es muss aber nicht immer die neuste Mode sein. Stattdessen lege ich Wert darauf, dass es mit meinem Stil und meiner restlichen Garderobe harmoniert. Zu enge Kleidung, drückende schmale Schuhe mit atemberaubend hohem Absatz oder knallenge Hosen, in denen ich mich kaum bewegen kann, gehören nicht mehr in meinen Kleiderschrank.

Auch Passformen, die mir einfach nicht stehen, lasse ich jetzt im Laden hängen und versuche nicht, meinen Körper darin trotzdem irgendwie gut aussehen zu lassen. Das bedeutet keineswegs, dass ich nur noch in Jogginghosen herumlaufe, aber ich habe begriffen, dass ich mich nicht quälen muss, um gut auszusehen, dass schlank nicht gleich schön bedeutet und dass ich besonders sexy wirke, wenn ich mich wohlfühle und ich ganz ich selbst sein kann.


Über die Autorin:

Anna Bergmann

Als studierte Psychologin der Psychotherapie und junge Mama von zwei Kindern komme ich täglich mit dem Thema Selbstliebe und Selbstreflexion in Berührung. Zudem hatte ich schon immer ein Faible für Modetrends und schreibe gerne nebenberuflich über diese Themen.

Meine Mission: Jede Frau auf der Welt soll sich in ihrer Haut wohl fühlen.

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